12/09/2025
Michael Voßloh beleuchtet in seinem Leserbrief im Generalanzeiger kritisch die aktuellen Haushaltslagen in Meckenheim und wirft einen genauen Blick auf die finanziellen Herausforderungen, die auf die Stadt zukommen – von der Grundsteuerentwicklung bis zu den Investitionen im Unternehmerpark Kottenforst.
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Lesen Sie hier den vollständigen Leserbrief von Michael Voßloh:
Goldstücke fallen nur im Märchen vom Himmel
Es ist schon erstaunlich, dass sich bei diesen Haushaltslagen immer noch Personen um das Amt der Bürgermeisterin beziehungsweise des Bürgermeisters bewerben, obwohl es da nicht einmal einen Blumentopf zu gewinnen gibt. In Meckenheim gibt es zum Glück nur zwei Kandidaten. Das erspart uns wenigstens eine Stichwahl.
Schaut man sich die Wahlprogramme an, ähneln die sich doch sehr stark. Man findet die üblichen Plattitüden. Gutes tun für Alte, Schwache und Kinder und für das Klima. Zumindest beim Thema Unternehmerpark Kottenforst findet man Unterschiede. Dieser Park hat die Meckenheimer Bevölkerung durch Erwerb und Erschließung viel Geld gekostet. Denjenigen, die an der derzeitigen Ausgestaltung des Unternehmerparks festhalten wollen, sei die alte Weisheit der Dakota-Indianer ins Gedächtnis gerufen: Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.
Die Grundsteuern wollen alle zumindest nicht erhöhen, bei einer Partei leuchtet einem sogar ein Plakat entgegen, das verspricht, die Grundsteuer zu senken. Hier muss man wohl von Realitätsverlust sprechen. Franz Müntefering sagte dazu: „Es ist unfair, Politiker an ihren Wahlversprechen zu messen“. Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit kann man eben nicht so einfach korrigieren. Auch die fehlenden Refinanzierungen haben zu diesen Haushaltslücken beigetragen. Die berühmte Aussage der Ex-Kanzlerin hätte richtig lauten müssen: „Sie schaffen das mit Ihrem Geld!“.
Hinsichtlich der Grundsteuer B spielt Meckenheim schon heute in der Bundesliga. Mit einem prognostizierten Hebesatz von 1100 sind wir spätestens 2028 in der Premier League. Das Jahr, in dem die Meckenheimer einen Teil der Grundsteuer B erstattet bekamen, liegt lange zurück und kommt nicht wieder. Die Hebesätze werden also weiter steigen. Anders können die fehlenden Einnahmen nicht ausgeglichen werden. Auch die Nutzung des „Verlustvortrags“ hilft nicht weiter. Schulden bleiben Schulden.
Bürgermeister Jung bezeichnete dies als zulässige „Rechtskosmetik“, um eine genehmigungsfähige Finanzplanung darzustellen. So weit sind wir schon.
Aber es kommt ja noch schlimmer. Eine Klage der Deutschen Bahn über 1,5 Millionen, Neuverhandlung mit dem Investor für Rathaus und Jungholzhalle. Meckenheim wird im Jahr 2025 auch etwa 1,62 Millionen an Grundsteuern weniger einnehmen, in den Folgejahren wohl ebenfalls. Es steht auch zu befürchten, dass die Entwicklung der Jahresergebnisse bis 2029 nicht bis auf etwa minus zwei Millionen zurückgehen werden.
Wer das glaubt, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Vielleicht hilft ja die geplante Altschulden-Regelung für Kommunen, sonst sieht es für uns finster aus.
Goldstücke vom Himmel regnet es nämlich nur im Märchen.
Michael Voßloh, Meckenheim
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Was meinen Sie: Kann Meckenheim den finanziellen Herausforderungen begegnen – oder „reitet“ die Stadt weiter ein totes Pferd?
(Die Genehmigung zur Veröffentlichung des Verfassers liegt uns schriftlich vor.)