26/02/2024
Freie Presse: Verwirrung um Glasfaserausbau
Mehrere Unternehmen wollen schnelles Internet in unterversorgte Gebiete in Crimmitschau bringen. Vor allem Einwohner, die mit ihrer Bandbreite zufrieden sind, verlieren mitunter den Überblick. Und ein Firmenchef wundert sich, warum er nicht einbezogen wird.
Von Jochen Walther
Crimmitschau - Im Büro von Uwe Hildebrandt klingelt das Telefon in diesen Tagen häufiger als sonst. „Viele unserer Kunden, vor allem ältere Leute, sind offenbar völlig verunsichert“, erklärt der Chef der Firma City-TV Kabelservice, der etwa 4500 Kunden in den großen Wohngebieten der Stadt Crimmitschau mit schnellem Internet, Fernsehen und Telefon versorgt. Denn seit Tagen flatterten ausgerechnet bei jenen Kunden Schreiben des Unternehmens Deutsche Glasfaser in die Briefkästen, die längst schnelles Internet haben. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum sich die Firma Deutsche Glasfaser auf jene Gebiete konzentriert, die schon gutes Internet haben und dort Info-Briefe verteilt“, moniert Hildebrandt. Daran stört sich auch eine Crimmitschauerin, die ihren Namen nicht nennen will: „Ich wohne im Stadtgebiet, bin mit meinem Internet zufrieden“, sagt die Frau, die daher den Rummel um den angekündigten Glasfaserausbau nicht versteht.
Fakt ist: In Crimmitschau und seinen Ortsteilen gibt es noch viele weiße Flecken, erklärt Stadtsprecherin Daniela Lange. Diese Haushalte beziehungsweise Gewerbetreibenden beklagen schon länger langsames Internet. Das heißt: Es wird nicht einmal eine Übertragungsrate von 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) erreicht. Damit gelten diese Gebiete der Stadtsprecherin zufolge als unterversorgt. Weiße Flecken gibt es nicht nur in Crimmitschau, sondern auch in vielen anderen Kommunen im Landkreis Zwickau. Der Kreis will, dass sich das ändert, und hat den Chemnitzer Energieversorger Eins mit dem Breitbandausbau beauftragt. Wie Unternehmenssprecherin Astrid Eberius sagt, startet der Glasfaserausbau ab August in der Crimmitschauer Kernstadt sowie in den Ortsteilen Frankenhausen und Lauenhain – bei 1700 Privathaushalten und Gewerbetreibenden.
Aber welche Rolle kommt nun dem Unternehmen Deutsche Glasfaser zu? Oberbürgermeister André Raphael (CDU) hat sich die Firma ins Boot geholt. „Ich bin dankbar für jedes Unternehmen, das sich dem Glasfaserausbau widmet“, sagt Raphael. Die Deutsche Glasfaser will sich in der Kernstadt sowie in Frankenhausen und Lauenhain um jene unterversorgten Adressen kümmern, die nicht durch den Ausbau im Auftrag des Landkreises abgedeckt werden.
City-TV-Chef Hildebrandt betont zwar, dass auch er froh sei, wenn der Glasfaserausbau vor allem in den Dörfern vorangetrieben wird. Konkurrenz belebe schließlich das Geschäft. „Das darf aber nicht zur Verwirrung der Einwohner führen, die ständig etwas anderes zu hören bekommen“, so der 66-Jährige. Er mahnt daher bei allen am Glasfaserausbau in Crimmitschau beteiligten Firmen Fairness an. Er könne sich noch gut an Drückerkolonnen erinnern, die im vergangenen November unterwegs waren und behaupteten, dass City-TV in den nächsten zwei Jahren abgeschaltet wird und die Kunden zu einem anderen Anbieter wechseln müssten. „Das sind Lügen“, echauffiert sich Hildebrandt noch immer.
Er hätte sich gewünscht, von Anfang an in die Planungen zum weiteren Internetausbau in der Kommune einbezogen zu werden. Denn: „Wir haben ein vollkommen eigenständiges und von der Telekom unabhängiges Kabelnetz mit eigener Glasfaseranbindung“, betont Hildebrandt. Dennoch sei er selbst in die Offensive gegangen, habe unter anderem Kartenmaterial mit Eins abgeglichen. Mit der Deutschen Glasfaser hatte er noch keinen Kontakt.
Deren Projektmanager Christopher Drawer bestätigt, dass alle Haushalte im Ausbaugebiet eine Info-Mappe erhielten. Und der Sprecher der Deutschen Glasfaser, Herbert Spies, bezeichnet die Verteilung von Info-Material als legitim. Gleichwohl seien beide um Aufklärung bemüht. Daher will Projektchef Drawer auf Einwohnertreffen alle Fragen rund um den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau beantworten: am Montag (Gemeindehaus SV Lauenhain), Dienstag (Kloster Frankenhausen) und Mittwoch (Theater) – jeweils 19 Uhr. „Das höre ich mir natürlich an“, sagt City-TV-Chef Hildebrandt. |jwa