24/10/2025
Thrash of Titans – Große Freiheit 36, Hamburg
Vier Bands, vier Dekaden Metalgeschichte – laut, kompromisslos, beeindruckend.
Das Motto Thrash of Titans versprach viel – und die Ticketpreise ließen ebenfalls auf einen hochkarätigen Abend schließen. Drei große Namen, dazu ein nicht unbekannter Supportact, mitten auf Hamburgs Amüsiermeile: Die Große Freiheit 36 war gut gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft.
Bei vier Bands ist präzises Timing gefragt, und die Roadcrew bewies eindrucksvoll Professionalität: Jede Band begann pünktlich, jeder Umbau saß. Auch in Sachen Bühnendesign – besonders bei Headliner Testament –, Licht und Sound zeigte sich das Festival von seiner starken Seite.
Klanglich überzeugten alle Acts, auch wenn Destruction und Obituary im vorderen Bühnenbereich etwas zu sehr auf den Pegel drückten. Testament wiederum zeigten, dass Druck und Transparenz sich nicht ausschließen müssen – ihr Sound war klar, differenziert und angenehm laut.
Mit den brasilianischen Thrash-Amazonen NERVOSA startete der Abend kraftvoll. Im Verhältnis zu den anderen Bands zwar noch „jung“ im Geschäft, aber nach 15 Jahren Bandgeschichte bestens eingespielt, lieferte das Quartett ein ehrliches, ungeschliffenes und energiegeladenes Set. Nervosa spielten ihre Songs ohne viel Schnörkel, dafür mit einer Wucht, die das Publikum sofort packte – ein gelungener Auftakt.
Im Anschluss zeigten Destruction, dass sie auch nach über vier Jahrzehnten nichts von ihrer Power verloren haben. Frontmann Schmier erinnerte in einer Anekdote an den ersten Hamburg-Auftritt der Band – damals noch als Support für Slayer – und traf dabei genau den Nostalgie-Nerv vieler Zuschauer. Die Spielfreude war ansteckend, der Sound druckvoll, das Zusammenspiel präzise. Man merkte den Veteranen an, dass sie sich auch nach so langer Zeit nicht auf Routine ausruhen.
Dann war es Zeit für Death Metal aus Florida: Obituary übernahmen die Bühne und legten den Schwerpunkt auf ihr vor 35 Jahren erschienenes Erfolgsalbum “Cause of Death“. Das Publikum bekam genau das, was es erwartete – kompromisslosen Groove, brachiale Gewalt und diesen unverkennbaren Sound, der die Band seit Jahrzehnten einzigartig macht.
Gitarrist Trevor Peres ließ seinen markant sägenden Gitarrenton erbarmungslos durch die Halle schneiden, während Donald Tardy an den Drums mit einer Wucht und Präzision spielte, die ihresgleichen sucht. Immer wieder wechselten sich die typischen, für Obituary so charakteristischen Tempowechsel ab – von zähen, beinahe doomigen Passagen bis hin zu wuchtigen Doublebass-Attacken. Über allem thronte John Tardys gutturaler Gesang, der mehr Instrument als Stimme ist. Mitsingen? Unmöglich. Stattdessen tobten Crowdsurfer und Moshpits durch den Saal – so wie es sich für Death Metal gehört.
Zum Abschluss betrat mit Testament einer der ganz großen Namen des Thrash Metal die Bühne – mit dem neuen Album “Para Bellum“ im Gepäck. Die Band präsentierte sich eingespielt, souverän und technisch überragend. Die Setlist bot eine gelungene Mischung aus neuem Material und Klassikern, garniert mit einem beeindruckenden Drumsolo auf höchstem Niveau.
„Trash of Titans“ wurde seinem großen Namen mehr als gerecht. Vier Bands, die Generationen von Metal-Fans überdauert haben, lieferten einen Abend voller Energie, Präzision und Leidenschaft. Jede Band brachte ihren eigenen Charakter auf die Bühne – von Nervosas ungestümer Wucht über Destrctions Thrash-Power und Obituarys Death-Groove bis hin zu Testaments moderner Perfektion.
Ein Konzertabend, der den Preis von knapp 70 Euro ohne Zweifel wert war – und zeigte, dass Metal, egal aus welcher Ära, auf der Bühne immer dann am lebendigsten ist, wenn er mit Herzblut gespielt wird.