18/08/2025
Elbriot Festival 2025
Hamburg, 09.08.2025
Das Elbriot in Hamburg zeigte, wie ein Metal-Festival mitten in der Stadt funktionieren kann – und dass es dafür nicht zwingend ein Auto braucht. Die Anreise mit den Öffis ist nicht nur sinnvoll, sondern wird vom Veranstalter auch ausdrücklich empfohlen. Parkplätze? Fehlanzeige. Dafür geht’s nach kurzem Fußweg zügig durch den Einlass, das lief ziemlich vorbildlich ab.
Vor Ort gab es ausreichend Getränke- und Essensstände, von klassischer Festivalverpflegung bis zu veganen Optionen. Extrem positiv: kostenloses Trinkwasser! Etwas unpraktisch wirkte dagegen die Regel, dass man zwar einen Liter Getränk mitbringen durfte, aber den Flaschendeckel abgeben musste – eine offene Flasche durchs Gedränge zu balancieren, ist nicht jedermanns Ding.
Toiletten gab es ausschließlich in Form von Dixies und waren immerhin ohne lange Wartezeiten erreichbar. Schatten war leider Mangelware, bei dem sonnigen Wetter eine Herausforderung für den Kreislauf. Dafür punkteten die Ausstellerstände: Neben Merch gab es u. a. Metality, Animal Equality und Second Bandshirt.
Das Publikum reichte altersmäßig von etwa 20 bis 70 Jahren, bunt gemischt und durchweg freundlich. Überall ergaben sich lockere Gespräche mit Fremden, total entspannt.
Der Tag begann für uns mit einer kleinen Enttäuschung: Siamese und Future Palace verpassten wir größtenteils wegen einer unerwartet langen Anreise. Laut anderen Besuchern hätten beide solide Auftritte hingelegt, wobei die Ansagen bei Future Palace etwas gestresst und schrill wirkten.
The Chats sorgten für den bisher größten Stilbruch des Tages – handwerklich solide, stilistisch aber nicht ganz passend ins Line-up. Trotzdem fanden sie Anklang beim Publikum.
Mit Smash Into Pieces kam für mich das erste musikalische Highlight: spürbare Spielfreude, starke Vocals, wenn auch ein eher zurückhaltender Sänger. Heroes are calling (einigen wohl bekannt als In- und Outro der Sky Bundesligasendung) sorgte für einen kollektiven Mitsing-Moment.
Kissin' Dynamite lieferten dann genau das, was wir uns erhofft hatten: Spielfreude, Professionalität und ein Dauergrinsen bei allen Bandmitgliedern. Sänger Hannes Braun reagierte erst zögerlich auf „Ausziehen!“-Rufe, warf dann aber doch das Shirt weg – und sang den Rest oberkörperfrei, inklusive Bootsfahrt übers Publikum zu You Are Not Alone. Selbst eingefleischte Kreator-Fans konnten da nur mitfeiern.
Kerry King kam mit großem Namen, aber überraschend zurückhaltender Bühnenpräsenz. Musikalisch absolut solide Thrash-Kost, auch wenn die bewusst „böse“ Mimik etwas aus der Zeit gefallen wirkte. Nur Bassist Kyle Sanders mit seinem verschmitzten Lächeln und den fliegenden Dreads machte da einen (sehr sympathischen) Unterschied.
Kreator selbst legten dann den vermutlich heftigsten Auftritt des Tages hin – mit imposantem Bühnenbild und Vollgas von der ersten Minute an. Die Menge tobte, ein Stagediver nach dem anderen flog an den Bühnenrand, die Ordner hatten alle Hände voll zu tun, diese wieder heile auf die Füße zu stellen. Kurzum, die Band zeigte sich publikumsnah und in Topform.
Als Hauptact schlossen Papa Roach den Abend. Es gab keinen Fotograben-Zugang für die Presse, dafür viel Licht und einen professionellen Auftritt – allerdings wirkte die Band etwas distanziert. Der Einstieg mit Coversongs sorgte bei Nicht-Fans für Stirnrunzeln, tat der Feierlaune der Hardcore-Anhänger aber keinen Abbruch.
Somit schloss sich ein rundum gelungener Festivaltag mit top Organisation, starkem Line-up und wenigen Kritikpunkten (mehr Schatten bitte!). Wem das gut gefallen hat (ob vor Ort oder in diesem Review), kann sich den 8. August 2026 schon mal vormerken: Dann kommt das Elbriot wieder – mit Powerwolf als erster bestätigter Band.
Unser Dank geht raus am Kevin von HAMBURG KONZERTE!