24/09/2025
Was es nicht alles gibt!
Bezahlte Tränen & die Tradition der Carpideira
Trauer gehört zu den Erfahrungen, die wir alle teilen. Wenn ein nahestehender Mensch stirbt, suchen Menschen seit jeher nach Wegen, den Schmerz auszudrücken und sichtbar zu machen.
Manchmal geschieht dies in stiller Zurückgezogenheit, manchmal in lautem, öffentlichem Klagen.
Aus dieser Tradition heraus entstand in Portugal die carpideira, eine Frau, die bei Begräbnissen dafür bezahlt wurde, die Trauer lautstark zum Ausdruck zu bringen. Sie weinte, klagte und verlieh dem Abschied jene Intensität, die Angehörige selbst oft nicht aufbringen konnten oder wollten.
Die carpideira war hierbei jedoch keine Verwandte, sondern eine, ja, nennen wir sie einfach "Fachkraft“ im rituellen Sinn. Für ihre Dienste erhielt sie eine vereinbarte Entlohnung.
Ob dies nun Geld, Lebensmittel oder kleine Güter waren, hing von der Zeit und den Möglichkeiten der Familie ab.
Die Wurzeln dieser Tradition reichen weit zurück. Schon in den antiken Kulturen des Mittelmeerraums, in Ägypten, Griechenland und Rom, sind Klagefrauen überliefert, die mit Gesängen und Tränen den Verstorbenen ehrten.
Die portugiesische Variante, die später auch nach Brasilien gelangte, ist Teil dieser langen Kette. Mit der Kolonisation trug man den Brauch über den Atlantik, wo er besonders in ländlichen Gegenden lebendig blieb und in manchen Teilen auch heute noch praktiziert wird.
Statement: Ich habe vor einigen Jahren mal eine Dokumentation darüber gesehen und ich persönlich fand das Ganze dann doch etwas zu übertrieben. Natürlich ist man hier in Deutschland anderes gewohnt, denn hier wird meist still getrauert.
Ich persönlich wünsche mir für meine Beerdigung ein rauschendes Fest ohne Tränen. Denn man sollte glücklich sein über die Zeit, die man zusammen verbringen durfte.