16/08/2025
Teil 1
Also, das war so. 1969, Ich hatte dieses Pop Studio in Biel, das für jene Zeit super modern war.
Ich hatte es gestartet, nachdem ich meine kleine Pop-Karriere im Süden der USA beendet hatte. (Ja 1965 hatte ich sogar zwei Nummern, in den Top Ten in Ketucky 😂)
Wieso Biel, weil ich da ne billige Location für’s Studio fand.
Die Stadt Montreux hatte damals einen brillianten Chef des städtischen Tourismus-Amtes. Raymond Jaussi, (Foto). Der gab 1967 einem jungen Koch namens Claude Nobs die Möglichkeit jeweils im Sommer, ein Jazzfestival im großen Saal des Casinos zu veranstalten.
Ich hatte mir in Biel sehr schnell einen Namen gemacht. Aber mein Blick schweifte weiter. Ich dachte größer.
So traf ich mich mit Claude Nobs und machte ihm einen Vorschlag.
Ich sagte ihm, dass das Jazz-Festival eine ganz andere Dimension kriegen würde, wenn man die Konzerte in der damals noch neuen Multitracktechnologie aufnehmen würde. Das würde die amerikanischen Konzerne garantiert anlocken, weil sie dann von den Konzerten Schallplatten drucken könnten.
Er fand das toll, aber er konnte nicht entscheiden. Und so marschierte ich zum Chef von Montreux.
Zu Raymond Jaussi.
Ich erklärte Herrn Jaussi meine Idee.
Im Casino, wo das Festival stattfand,
ein Studio bauen, damit den Plattenfirmen
Topqualitäts- Aufnahmen anbieten,
und - gleichzeitig das Studio
weiter anbieten an dieselben US Firmen,
wenn ihre Top Künstler in Europa tourten.
Das würde gut sein für den Tourismus.
Zahlungskräftige Touristen.
Jaussi war der typische no nonsense Welsch Schweizer. International denkend,
kapitalistisch denkend und für Montreux denkend.
Die Idee - trotz meiner 26 jährigen Jugendlichkeit - gefiel ihm.
Er fragte bloß, was ich denn brauchen würde.
Ich sagte, ich bräuchte 250 Quadratmeter Fläche im Casino und min. 3,5 m Höhe innerhalb des Casinos mit Verkablungsmöglichkeit hin zum großen Saal, wo das Festival stattfand.
Dann fragte er, wie’s mit Geld ausschaue.
Ich sagte Ihr vermietet mir die Räumlichkeiten gratis. Ich verpflichte mich, die Festivals aufzunehmen. Ihr gebt mir 10% von dem,
was Ihr für die Festival Aufnahmen von den Amis bekommt und zahlt den Strom. Für den Rest des Jahres zahl ich Euch 10% der Studiovermietung, die ich bekomne, und ich stell das Equipment. Und wenn Ihr mir den Raum gebt, zahl ich den inneren Ausbau - für diesen Ausbau brauch ich allerdings einen Kredit. Und den Deal machen wir für 10 Jahre. Ah ja und noch was: Das Festival wird manchmal vom Schweizer Fernsehen aufgenommen, ich geb denen den Tonmix, und für die Saalbeschallung entscheide ich, wo welche Mikros hinkommen.
Am nächsten Tag zeigte er mir einen großen Raum im Untergeschoss des Casinos 300 m2. Perfekt.
Danach gingen wir gemeinsam zur UBS.
Herr Jaussi sagte dem Direktor ich bräuchte einen 10 jährigen Kredit von 250t Fr (das war damals recht viel Geld)
zu den Zins-Sonderkonditionen der Stadt.
Der Banker freute sich, fragte nach Garantien,
und Jaussi schaute ihn nur grimmig an.
Alles klar. Dann sagte ich Herrn Jaussi noch,
wir könnten sofort fürs Festival loslegen. Ich würde einfach Mein Bieler Equipment anschleppen, dafür wũrde ich bloß einen kleinen Raum brauchen als Regie.
Hand schütteln, Deal.
Moment:
Damals war es praktisch unmöglich für
einen Ausländer, in der Schweiz eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen. Damals war die Schweiz eine Festung.
Deshalb ich:
Aaaah, da sei noch ein wiiinzig kleines Problem. Die Musiker und ihre Umgebung,
das seien ja alles Amis und ein paar Engländer. Die Produzenten, die Manager ebenfalls. Die beste Technik käme aus USA und teils aus England. Ich bräuchte zwei englische Audio-Ingenieure.
Das heisst ich bräuchte zwei langfristige Arbeits-Visa, ob er in Bern und Lausanne bei den Behörden das Nötige veranlassen könne. Jaussi nickte.
Und ich konnte zwei Engländer importieren.
Später hab ich noch mehr eingechleust.
(immer schön legal).
Drei Tage verhandelt, 10 Jahres-Deal.
Probier das mal im Jahr 2025.
Heut brauchste 3 Monate,
bloß um nen Termin
beim Chef zu bekommen.
Aber Chefs wie Raymond Jaussi,
die gibt’s heute eh nicht mehr.
Falls Sie mich sehen, oder hören
aus dem Jenseits,
Monsieur Jaussi,
ich grüße Sie respektvoll.
2.Teil folgt