
09/10/2025
Ich habe das Schaukeln für mich entdeckt. Denn in der Nähe meiner Wohnung gibt es seit Neuestem drei Schaukeln. Keine Baby- oder Kinderschaukeln, sondern Schaukeln für Erwachsene. Sie stehen direkt am Rheinufer. Wenn man darauf schaukelt, hat man einen wunderbaren Blick auf den Rhein. Fast immer, wenn ich dort vorbeikomme, lege ich eine kurze Schaukelpause ein. Ich lasse meinen Blick schweifen über die Bäume am anderen Ufer, die Schiffe auf dem Rhein und in den Himmel. Für ein paar Minuten durch die Luft fliegen – herrlich! Wenn ich schaukele, fühle ich mich leicht und frei. Voller Kraft hole ich Schwung, um noch höher hinauszukommen. Schon als Kind habe ich es geliebt, richtig hoch zu schaukeln. Bis zu dem Punkt, an dem man selbst einen kleinen Hopser macht.
Und beim Schaukeln kommt mir wie von selbst ein Satz aus der Bibel zugeflogen: „Alle, die auf Gott hoffen, bekommen neue Kraft. Sie fliegen dahin wie Adler.“ (Jes 40,31)
So geht es mir beim Schaukeln: Als ob ich mich mit Flügeln durch die Luft fliege. Voller Kraft, die ich nicht ganz allein aufbringe.
Menschen, die auf Gott hoffen, bekommen von ihm neue Kraft. Das verspricht dieser Satz aus der Bibel. Das passt zum Schaukeln. Denn auch beim Schaukeln besteht nur ein Teil daraus, schwungvoll durch die Luft zu fliegen. Das Schaukeln lebt vom Wechsel: Es geht vor und zurück. Und wieder vor und zurück. Beim Schaukeln braucht es beide Richtungen. Ich finde es heilsam, dass mich das Schaukeln daran erinnert: Es geht nicht immer nur vorwärts. Denn das ist nicht nur beim Schaukeln so. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich auch sonst dann und wann mal einen Schritt zurück machen oder eine Weile warten muss, bevor ich wieder mit neuer Kraft weitergehen kann.
Vielleicht tun mir die Schaukelpausen auch deshalb so gut. Ganz leicht und spielerisch erinnert mich das Schaukeln daran, dass Warten genauso zum Leben gehört, wie einen Schritt zurück zu machen. „Alle, die auf Gott hoffen, bekommen neue Kraft. Sie fliegen dahin wie Adler.“
In diesem Satz aus der Bibel steckt auch eine große Portion Gottvertrauen. Die Kraft kommt nicht von irgendwo – Gott schenkt sie uns. Damit immer wieder ein Schritt nach vorne folgen kann. Und ich freue mich, wenn mir das beim Schaukeln bewusst wird.
/ Inga Kreusch mit „Schaukelpausen“ in SWR1 Anstöße RP