23/06/2025
Die dunkle Tür im Flur
Ein Symbol für all das, was wir nicht sehen wollen – und unbedingt sehen müssen.
Manchmal ist es nur eine Tür.
Dunkel, unscheinbar. Irgendwo im Flur.
Aber dahinter liegt mehr als ein Zimmer.
Dahinter liegt ein Geheimnis. Ein Schweigen. Eine Wahrheit, die niemand hören will.
Und doch steht sie da – mitten im Haus, mitten im Leben, mitten unter uns.
An ihr klebt ein Schriftzug.
In leuchtendem Weiß und Rot:
SCHAU HIN – NICHT WEG.
Darunter, in schlichtem Weiß:
Verantwortung beginnt bei dir.
Was hinter verschlossenen Türen geschieht, bleibt oft unbemerkt. Zu oft.
Häusliche Gewalt. Übergriffe. Überforderung.
Kinder, die sich selbst überlassen sind.
Jugendliche, die Angst haben, abends nach Hause zu gehen.
Väter, Mütter, Stiefeltern – Menschen, die eigentlich beschützen sollen, aber das Gegenteil tun.
Und Nachbarn, Verwandte, Freunde?
Sie sehen vielleicht etwas.
Oder spüren, dass etwas nicht stimmt.
Aber sie schweigen oft.
Aus Angst, sich einzumischen.
Aus Unsicherheit.
Oder, weil die Tür eben zu ist.
Verantwortung bedeutet nicht, alles zu wissen.
Aber sie bedeutet, nicht wegzuschauen.
Wer eine dunkle Tür im Leben eines Kindes sieht, hat eine Wahl:
🚪 Weggehen.
👁️ Oder hinschauen.
Vielleicht ist da ein leises Flüstern.
Eine angedeutete Träne.
Ein Kind, das zu oft still ist. Oder zu laut.
Ein Mädchen, das plötzlich kocht, putzt, den Bruder betreut.
Ein Junge, der nachts nicht schlafen will.
Nicht jedes Zeichen ist Missbrauch.
Aber jedes Zeichen verdient Aufmerksamkeit.
„SCHAU HIN – NICHT WEG.“
Dieser Satz ist kein Vorwurf.
Er ist ein Appell.
An Eltern, an Lehrerinnen, an Nachbarn, Hausmeister, Busfahrerinnen, Ladenbesitzer.
Denn:
Verantwortung beginnt nicht im Gesetzbuch.
Sie beginnt bei dir.
Beim aufmerksamen Blick. Beim offenen Ohr. Beim ehrlichen Gespräch.