24/10/2025
                                            Kapitel 5: Wenn Technik und Zufall sich treffen – Sonnenaufgang über Pertisau 
Der Wecker klingelte früh – viel zu früh eigentlich. Aber wer den perfekten Moment will, muss ihn suchen, bevor er da ist. Also raus aus dem Bett, Kamera und Stativ ins Auto, und auf nach Pertisau. Am Abend zuvor war ich schon dort gewesen, um mir den Spot anzusehen. Laut App sollte der Sonnenaufgang spektakulär werden – ein goldenes Fenster zwischen Wolken und Bergspitzen.
Doch als ich ankam, sah es ganz anders aus: graue, dichte Wolken, kein Streifen Licht in Sicht. Ich stand da, der See still und trüb, und überlegte kurz, ob ich mich wieder ins Auto setzen sollte. Aber nein – wer fotografiert, weiß, dass Geduld oft der wahre Filter ist. Also baute ich das Stativ auf, positionierte die Sony, schraubte meine Haida-Filter vorne drauf, ISO 100, Blende 16, und wartete.
Zuerst war da nur Stille. Dann ein kaum merklicher Schimmer – ein Lichtspalt über dem Berg. Und plötzlich, als hätte jemand den Vorhang aufgezogen, brach das Licht durch. Gold, Orange, Blau – der Himmel explodierte in Farben, die man nicht planen kann. In diesen Minuten lief alles automatisch: 13 Sekunden Belichtungszeit für das Bootshaus, 30 Sekunden für den großen Steg.
Was am Anfang wie ein Fehlstart wirkte, wurde zum Highlight. Die App hatte recht – aber am Ende war es nicht die Technik, die den Moment erschuf. Es war das Warten, das Vertrauen, das kleine Quäntchen Zufall, das Fotografie lebendig macht.
Und da stand ich, allein am See, mit eiskalten Fingern und einem Lächeln. Der Achensee erwachte, und ich wusste: Das frühe Aufstehen hatte sich mehr als gelohnt.
Wie macht ihr es – plant ihr eure Shots oder vertraut ihr lieber dem Zufall?