05/07/2025
Das Leergut steht bei uns im Keller. Eigentlich, denn die meisten leeren Flaschen parken im 2. Stock. Bis Freitag. Da schallt meine Stimme durchs Haus: Papa, will zum Getränkehändler! Kurz darauf poltert der gechillte Teenager mit seiner Flaschensammlung die Treppe runter. Und täglich grüßt das Murmeltier.
Manchmal nervt diese Endlosschleife, das permanente in den Hintern treten. Hast du Latein gelernt? Hast du Klavier geübt? Hast du dein Zimmer gesaugt? Hast du deine Socken weggeräumt? Hast du die Brotdose in die Küche gebracht? … Und dann frage ich mich: Schafft der Kerl den Sprung vom Sitzsack ins echte Leben?
Ganz unschuldig bin ich nicht. Ich bin kein guter Animateur. Und es atmet etwas entspanntes, fast spirituelles ALLEIN die Spülmaschine ein- und auszuräumen, die Arbeitsplatten krümmelfrei zu wischen, den Kaffeesatz im Kompost zu entsorgen, den Plastikmüll im Keller zu parken … Ohne Diskussionen. Geht fix. Fertig. Feierabend.
Auf dem Lehrplan: 3 Tage Schülerpraktikum. Wir reflektieren mit dem 14-Jährigen seine Begabungen und Interessen. Wir entscheiden uns gegen das Absitzen dieses „Auswilderungsversuches“ bei den Eltern. Mama spricht einen IT-ler an, Papa erreicht nach 15 Anrufversuchen einen Ausbilder. Die Firma sagt zu.
7:55 Uhr am Tresen eines mittelständischen Maschinenbauers. „Sie wollen?“ Ich lasse meinem Sohn den Vortritt. „Ich bin heute hier zum Praktikum!“ „Sie sind?“ „Joshua Jope!“ „Herzliche Willkommen Herr Jope, ich habe Sie hier auf meiner Liste! Unterschreiben Sie bitte hier!“ Die Empfangsdame ruft den Ausbilder an, ich drücke meinen Sohn, verabschiede mich.
Auf dem Beifahrersitz: Ein glücklicher, quasselnder Teenager. Bestürmt mich mit Details aus der IT- und Mechatronik, präsentiert mir stolz seine gelötete und geschraubte bluetooth box. Der IT-ler meldet zurück: Sohn ist sehr motiviert, total nett, verständig. Der Meister spiegelt ihm: Du bist ein wacher, sympathischer, selbstbewusster Mann. Der Ausbilder schreibt: „Joshua war sichtlich interessiert … Sobald sie den Termin für das Praktikum im nächsten Jahr haben, würde ich den Zeitraum für Joshua blocken.“
Wow! Ich lerne: Papa, mach dir nicht so einen Kopf! Wenn es zählt, geht was! Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Vielleicht auch demnächst hier im Haushalt? 😁
Rüdiger Jope, Redakteur MOVO