21/02/2025
18. Beitrag zum Thema Lernen
Zusammenfassung
Nun möchte ich alle von mir verfassten Beiträge zum Thema Lernen zusammenfassen. Dazu möchte ich in einem ersten Schritt die jeweiligen behandelten Unterthemen auflisten.
Diese sind:
- Lernformen/-theorien in der Lernhistorie
- Neurobiologische Grundlagen des Lernens
- Lernmethoden und Lerntypen
- Lernumgebung, Lehr- und Lernlösungen
- Lernmotivation
- Aufbau einer starken und aktiven Lernkultur in Unternehmen
- Personal- und Organisationsentwicklung
- Lernende Organisation nach Peter Senge
- Change Management
- Outplacement
- Transfergesellschaft und Transferagentur
Obschon ab der Abhandlung der Themen Lernumgebung, Lernkultur in Unternehmen (siehe 10. - 12. Beitrag dieser Beitragsreihe) eine gewisse Begrenzung auf Unternehmen hingenommen worden ist, war mir schon wichtig, einen gewissen "Rundumschlag" mit dem Thema Lernen durchzuführen. Ich hoffe, dass mir dies gelungen ist. Die Aussagen zur lernenden Organisation gelten aber in jedem Fall nicht nur für Unternehmen, sondern für alle Organisationen wie Verbände, Vereine, politische Parteien, Institutionen, Kliniken, Universitäten, etc.. Dies gilt auch für die Lernformen/-theorien, neurologischen Grundlagen, Lernmethoden und -typen und Lernmotivation. Die diesbezüglich gemachten Aussagen gelten ebenso nicht nur für Unternehmen.
Die oben aufgelisteten Unterthemen gehen ineinander über und sind miteinander verflochten. Alleine bei der Beschäftigung mit dem Thema Lernformen und -theorien – Sie erinnern sich sicher an die Stichworte Behavorismus, Kognitivismus, Konstruktivismus, Konnektivismus – merkt man, wie tief dieses Thema ist und welche Folgen daraus resulieren. War Ihnen vorher schon bewusst, dass eine Unternehmensführung, die sich nach dem Behavorismus orientiert, eine ganz andere ist, als eine, die sich z.B. nach dem Konstruktivismus oder Kognitivismus orientiert? Auch Socialmedia-Anwendungen, die Nutzer mit einer gewissen Anzahl von Follower "belohnen", unterliegen dem Reiz-Reaktionsschema des Behavorismus. Behavorismus fördert ebenfalls eher die extrinsische Motivation und weniger die (wertvollere) intrinsische Motivation. Der Vertreter des Kognitivismus Kurt Lewin war als Begründer der modernen Sozialpsychologie und Feldtheorie Vorbereiter der Personal- und Organisationsentwicklung. Der Konnektivismus bietet die theoretische Grundlage für alle Vernetzungen von Personen, Unternehmen und Wissensbereiche. Ohne diese Vernetzungen können Inhalte nicht in hoher Geschwindigkeit und Dichte transportiert werden. Netzwerke ist maßgeblich für das Lernen, da der Mensch jederzeit darauf zugreifen kann. Der Konnektivismus hat gerade im digitalen Zeitalter eine große Bedeutung. Auch viele E-Learning-Konzepte folgen dieser Lerntheorie. Aber all dies wurde ja in den einzelnen Beiträgen schon näher beschrieben.
Die neurologischen Grundlagen haben ebenfalls eine große Bedeutung für unser Lernen. Denn ohne Hirnzellen und Synapsen in unserem Kopf wird es kein Lernen geben. Und Sie erinnern sich bestimmt daran, dass die ersten drei Lebensjahre sehr wichtig für die Herausbildung eines Nervensystems bei einem Menschen sind. Hierbei kommt wiederum der Behaverusmus mit seinem Reiz-Reaktions-Schema ins Spiel. Denn viele Reize fördern die Gehirn-entwicklung mit den beiden Gehirnhälften. Sie erinnern sich: bei den meisten Menschen ist die linke Hälfte auch Sprache und abstraktes Denken spezialisiert und die rechte kommt dann zum Einsatz, wenn es um räumliches Denken oder bildhafte Zusammenhänge geht. Und in diesem Sinne sind auch die im 9. Beitrag dieser Beitragsreihe erwähnten Lernmethoden zu betrachten. Grundsätzlich gilt: Wer sich Mühe gibt etwas zu lernen, wer sich Wissen z.B. durch Nachschlagen in einem Lexikon erschließt, behält Informationen länger im Gehirn, als eine Person, die sich einen Inhalt nur kurz auf einer Website anschaut. Ich denke hierbei auch an Autofahrer, die sich auf ihr Navigationssystem verlassen und irgendwann auf einen Feldweg landen. Ohne eigenen Orientierungssinn kann das schnell passieren. Und: Wenn man sein Gedächtnis nicht trainiert, wird es nach und nach verkümmern. Und was einmal weg ist, ist weg.
Alleine die hier angesprochenen Zusammenhänge sprechen doch für ein lebenslanges Lernen. Die vielen Lernmethoden, die ein Lernen fördern, können im 9. Beitrag dieser Beitragsreihe nachgeschlagen werden. Kennen Sie diese noch?
Ein Lernen benötigt passende Lernumgebungen. Dies sollten Orte zum Wohlfühlen und störungsfrei sein. Und wie Sie sich sicher erinnern, gibt es wissenszentrierte, bewertungs- und gemein-schaftszentrierte Lernumgebungen. Im Rahmen des digitalen Lernens spielen die Lernlösungen wie Video-Konferenzen (VC), Lernmanagement-Systeme (LMS) und Content-Management-Systeme (LMS) eine wichtige Rolle. Dies sind häufig sehr komplexe und mächtige Systeme, die meistens in Unternehmens- bzw. Organisationskontexten installiert sind und erst einmal erlernt bzw. eingeübt werden müssen. Und hinsichtlich einer betrieblichen Weiterbildung fallen Ihnen bestimmt noch die Begriffe
- Lernen/Training near the job
- Lernen/Training by the job
- Lernen/Training of the job
- Lernen/Training into the job
und deren Bedeutung ein.
Kommen wir zum Thema Lernkultur. In einer Lernkultur eines Unternehmens oder Organisation hat Lernen und Weiterbildung per se einen hohen Stellenwert. Lernen ist hier ein Wert, der gelebt wird. In einer solchen Kultur muss nicht um Weiterbildung „gebettelt“ werden, sie ist selbstverständlich und auf allen Ebenen ausdrücklich erwünscht. Sie erinnernen sich bestimmt daran, dass eine Lernkultur die drei Ebenen Unternehmens- und Führungskul-tur, Organisation und Struktur und Selbstverantwortung umfasst. Die Gestaltungsmöglichkeiten auf diesen Ebenen wurden im 12. Beitrag dieser Beitragsreihe detailiert beschrieben. Sie greifen ineinander und machen eine „lernende Organisation“ aus.
In einer solchen Lernkultur kann auch eine systematische und strategieorientierte Personalentwicklung gut gedeihen. Eine solche schafft neben einer umfassenden Kompetenzvermittlung eine hohe Mitarbeiterbindung. Diese hat vor dem Hintergrund des bestehen-den Fachkräftemangels im nationalen und internationalen Kontext eine hohe Bedeutung. Eng mit diesem Thema ist auch die aktuelle Asyl- und Migrationssituation verknüpft. Unternehmen müssen sich guten Mitarbeitern gegenüber attraktiv zeigen – d.h. ein positives Employer Branding schaffen, indem sie u.a. gute Karrieremöglich-keiten bieten. Eng verknüpft mit einer Personalentwicklung ist auch die Organisationsentwicklung. Sie ist eine Strategie des geplanten und systematischen Wandels eines Unternehmens, einer Behörde, eines Instituts (einer Organisation), der durch die Beeinflussung der Organisationsstruktur und Unternehmenskultur sowie individuellem Verhalten zustande kommt, und zwar unter größtmöglicher Beteiligung aller Betroffener. Auch die Organisationsentwicklung umfasst alle Bereiche und Ebenen eines Unternehmens. Mit verschiedenen Maßnahmen sollen Visionen, Strategien und Ziele, Unternehmens- und Teamkultur, Selbstverständnis und Philosophie beeinflusst werden.
Mit einem Changemanagement, das sich auf Veränderungen in relativ kurzer Zeit versteht und eindeutig und messbare Ziele umsetzt, kann ein Wandel mit konkreten Einzelschritten planbar umgesetzt werden. Die Phasen eines Changemanagements werden im 15. Beitrag dieser Beitragsreihe aufgelistet und beschrieben.
Bei notwendigen Restrukturierungs- und Rationalisierungsmaßnah-men, Übernahmen und Fusionen sowie Standortwechsel von Arbeitsplätzen, die bei einem Changemanagement von Unterneh-men durchaus sinnvoll oder notwendig sein können, kommt möglicherweise ein Outplacement (= „Trennungsmanagement“) in Frage. Ziel dabei ist es, den betroffenen Mitarbeiter*innen den Übergang zu einer neuen Beschäftigung zu erleichtern und gleichzeitig die Trennung für das Unternehmen sozialverträglich zu gestalten. Sie erinnern sich sicher, dass für ein Outplacement die Modelle Transfergesellschadt und Transferagentur in Frage kommen, die auch miteinander verknüpft werden können. Unternehmen, die Changement-Maßnahmen mit erheblichen Folgen für die Beschäftigungslage planen, sollten diese Möglichkeiten nutzen. Bei deren Unkenntnis über solche Möglichkeiten liegt hier doch ein Lernfeld vor, von dem alle Parteien profitieren können. Man sollte in Frieden auseinander-gehen. Dies gilt für Liebes- und Lebensbeziehungen als auch für Beschäftigungsverhältnisse.
Liebe Leser, Ich hoffe, dass ich Sie mit hilfreichen Informationen zum Thema Lernen versorgen konnte. Sollten Sie sich doch nicht an die Ausführungen der Beitragsreihe „erinnern“ können, haben Sie ja die Möglichkeit in den einzelnen Unterkapiteln dieser Beitragsreihe nachzulesen. Damit können Sie Ihren eigenen Lernprozess zum Thema Lernen vertiefen oder intensivieren.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Hass, Rassismus und Vorurteile einem Lernen entgegenstehen. Wenn diese Hemmnisse überwunden werden, können wir in Frieden miteinander leben und voneinander lernen. Was kann es wohl Besseres geben? Gerade in der heutigen Zeit.
Mit der Künstlichen Intelligenz stehen wir vor sehr großen Herausforderungen. Sie ist ein zweischneidiges Schwert: als Kerntechnologie ist sie unverzichtbar und bringt uns Vorteile in allen Lebensbereichen, In meiner Beitragsreihe zur Künstlichen Intelligenz (2023 – 2024) habe ich viele Einsatzbereiche beschrieben. Sie ist andererseits aber auch aufgrund der rasanten Entwicklung schlecht- bis unkontrollierbar und kann für üble Zwecke mißbraucht werden. In dieser Betragsreihe betonte ich daher die Notwendigkeit einer (freiwilligen) Regulierung, insbeson-dere bei Systemen, bei denen der Mensch zugunsten der Technolo-gie seine Macht abgibt. Der Mensch muss daher rechtzeitig lernen, mit einer selbstlernenden Technologie, was die KI nun mal ist, entsprechend und „intelligent“ umzugehen.
Ich möchte meine Ausführungen beenden mit einem Zitat von Rutger Bregmann, der in seinem Buch „Im Grunde gut“* schreibt: „Wir werden geboren um zu lernen, uns miteinander in Verbindung zu setzen und zu spielen“. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
*Rutger Bregmann, Im Grunde gut – eine neue Geschichte der Menschheit. Rowohlt Verlag, 17. Auflage 04/2024