
03/09/2025
„Bloquons tout” (Lasst uns alles blockieren): Was wir darüber wissen, und was nicht
Seit einigen Wochen zirkuliert in den sozialen Netzwerken der Aufruf „Bloquons tout” (Lasst uns alles blockieren). Am 10. September soll es losgehen, es wird davon gesprochen, dass sich rund 100.000 Menschen an diesem Tag mobilisieren lassen.
Doch wirklich genaues weiß man nicht – wie so oft in Frankreich. Der Parisien schrieb am 1. September mit Berufung auf Polizeikreise, dass es zu folgenden Aktionen kommen könnte:
„kostenlose Mautstellen”, Blockaden, Sabotageakte und Gewalttaten, wie wir sie aus den Gelbwesten-Protesten kennen. Da zum Teil auch Gewerkschaften und linke Parteien die Bewegung unterstützen, kommt es auch zu rund vierzig klassischen Demonstrationen (Stand: 3.9.)
Zudem sind weitere Aktionen „zur Lähmung der Wirtschaft“ zu erwarten, etwa an Öldepots, Logistikplattformen, Eisenbahnen, Flughäfen und Universitäten.
Auch gezielte Sabotageakte sind laut der Nachrichtendienste zu erwarten, etwa auf Radaranlagen, Einkaufszentren, Logistikplattformen von Amazon oder Unternehmen aus dem Verteidigungsbereich.
Im Moment ist noch viel Kaffeesatzleserei dabei, denn auch für die Sicherheitskräfte ist die Bewegung schwer zu durchschauen, es gibt keine identifizierbaren Vertreter oder Organisatoren. Überall in den Städten und Dörfern brodelt es, es gibt klandestine Treffen, bei denen sich Menschen austauschen.
Nicht alle Gewerkschaften unterstützen die Aktionen am 10. September. Zum Teil wird die Bewegung unterstützt, mit dem Ziel am 18. September einen weiteren Schritt Richtung Generalstreik zu unternehmen, unter Umständen mit dem Ziel eines unbefristeten Streiks.
Und auch wenn die Regierung von François Bayrou am 8. September Geschichte sein wird (was zurzeit als gesichert gilt), wird der 10. September sicher ein Tag werden, an dem sich die lang aufgestaute Wut Luft verschafft.
Die Wut richtet sich vor allem gegen die folgenden Pläne des Haushaltsgesetzes:
Ein Jahr ohne Investitionen in Löhne, Renten und öffentliche Dienstleistungen (année blanche).
Weitreichende Stellenstreichungen im Öffentlichen Dienst
Einsparungen im Gesundheitswesen
Streichung zweier Feiertage
Sechs Tage Karenzzeit im Fall einer Krankschreibung
Keine Erhöhung von Sozialleistungen und Renten.
Aber wie so oft bei einer wilden Bewegung: Keiner weiß so genau, was passieren wird, ob der Spuk nach einem Tag vorbei ist oder fortgesetzt wird.
Was bedeutet das für Euch als Urlauber?
Oft bekommen Touristen nicht viel mit, wenn in Frankreich gestreikt wird. Ihr seht vielleicht Grüppchen auf den Kreisverkehren, Straßenblockaden oder mal eine Demo. Kritisch wird es immer, wenn Raffinerien bestreikt oder blockiert werden. Dann werden Benzin oder Diesel schon mal knapp. Aber bisher haben wir alle Menschen wieder heil nach Hause gebracht. Ein gut gefüllter Ersatzkanister ist aber eine gute Idee :-)
Bitte bringt Verständnis und Geduld auf, redet mit den Leuten, wenn Ihr sie trefft!
Wo kann ich Infos finden?
Zu lokalen Gruppen/Aktionen: https://indignonsnous.fr/
Öffentliche Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com/groups/1045232717369832/
Gewerkschaft CGT: https://www.cgt.fr/
Streikseite: https://www.cestlagreve.fr/
Facebook-Seite: https://www.facebook.com/cestlagreve/?locale=fr_FR
Transparenzhinweis: Sachstand vom 3. September.
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Copyright: Barbara Homolka/chiennormandie
Ich halte Euch so gut wie es geht auf dem Laufenden!